«Total viel Spaß»: Wetterfrosch moderiert im Esszimmer

Von Michael Evers, dpa

Er weiß immer wie das Wetter wird: Zunächst im Bürgerradio und nun auch auf Youtube moderiert Nico Wehner einen Wetterbericht für die Region Hildesheim. Schon als Grundschüler geriet er in den Bann des Wetters. Stimmen die Vorhersagen des Laien?

Schellerten (dpa/lni) - Das improvisierte Wetterstudio ist schnell einsatzklar: Im Esszimmer unter der Dachschräge fährt Nico Wehner eine grüne Leinwand herunter, positioniert die Kamera auf dem Tisch und greift zum Jackett an der Türe. Zwei Mal in der Woche moderiert der begeisterte Hobby-Meteorologe in Schellerten einen Wetterbericht für Hildesheim und Umgebung, der anschließend per Youtube zu sehen ist. Mit diesem fernsehtauglichen Wetterbericht ist Wehner eine Seltenheit unter der großen Zahl von Hobbymeteorologen, die gerne auch mal dem Deutschen Wetterdienst (DWD) einen Tipp geben.

«Mir macht das total viel Spaß, drei bis vier Stunden am Tag bin ich damit beschäftigt», sagt der hauptberufliche Physiotherapeut zu seiner Wetterbegeisterung. Bereits in der Grundschule habe er Wetterkarten an die Tafel gekreidet und wäre am liebsten als Wettermoderator zum Fernsehen gegangen. Ohne Abitur aber habe er nicht Meteorologie studieren können und so sei es beim Hobby geblieben. Informationen für seine Vorhersagen bezieht der 32-Jährige über eine eigene Wetterstation, die Wind, Feuchtigkeit und Temperatur misst sowie über frei zugängliche Wetterdaten im Internet.

Natürlich nahm er sich die großen Moderatoren vom Fernsehen zum Vorbild - und war nicht zufrieden. «Ich finde das etwas schwammig, das kann man besser machen», erzählt Wehner. «Als Laie ist es leichter etwas zu erklären, als als Diplommeteorologe», findet er. «Jeder sollte Wetter auch verstehen, sollte etwas mitnehmen», meint er zu seiner Aufgabe als regionaler Wetterfrosch. «Ich habe einen Bildungsauftrag erfüllt.»

Seit zehn Jahren bereits liefert Wehner einen wöchentlichen Wetterbericht für den Bürgersender Radio Tonkuhle in Hildesheim, seit vier Jahren bestückt er seinen eigenen Kanal mit Wettervideos. Seit zwei, drei Monaten hat er sogar einen Assistenten, der aus der Region weiteres Videomaterial aus der Region für den Wetterbericht zuliefert, etwa Szenen von Feuerwehrleuten, die nach einem Sturm umgestürzte Bäume von der Straße schaffen.

Hobby hin oder her - seine Vorhersagen seien eigentlich schwieriger zu treffen, als die der großen Wetterleute im Fernsehen, findet Wehner. «Umso kleiner etwas wird, umso schwieriger wird die Vorhersage.» Und dabei habe er noch nie vollkommen daneben gelegen. «75 bis 80 Prozent stimmen immer.» Sein Lieblingswetter sei «Sauwetter», meint er, «da passiert etwas». Am langweiligsten - da werden nicht alle seiner Meinung sein - sei der Sommer mit stabiler Wetterlage.

«Das ist eine richtig große Community in Deutschland», sagt der Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD), Uwe Kirsche, zu den Wetterbegeisterten. «Das beginnt mit Stormchasern, die Unwettern hinterherrasen und endet bei den knapp 1800 ehrenamtlichen Wetterbeobachtern, die teils seit Jahrzehnten für den DWD arbeiten.» Der große Wetterbericht könne nicht alles berücksichtigen. «In diese Lücke stoßen lokale Hobbymeteorologen, die teils eigene Wetterstationen betreiben», so Kirsche. «Wenn die richtig gut drauf sind, machen die das ähnlich wie unsere Experten und nutzen Vorhersagemodelle.»

«Wir haben schon Kontakt», sagt der DWD-Sprecher zum Verhältnis von Profis und Hobbymeteorologen. «Die freuen sich, wenn wir mehr Daten ins Netz stellen oder sagen uns: "Eure Warnung für unsere Region war nicht optimal."» Nützlich seien die lokalen Wetterfrösche überdies: «Die Leidenschaft ist zu begrüßen und kann helfen, Menschen zu schützen und Schäden zu minimieren.»

Mächtig Konkurrenz bekommen die passionierten Wetterexperten unterdessen von Wetter-Apps, berichtet Florian Fuchs-Steigerwald von der Gemeinschaft der Hobby-Meteorologen. Das Interesse am eigenen Erkunden des Wetters habe dadurch etwas nachgelassen, wobei durchaus etliche Hobbymeteorologen nach einigen Jahre bei namhaften Wetterdiensten gelandet seien. Kinder interessierten sich eher dafür, wie man Wetter messen könne oder für Unwetter, Ältere mehr für das Klima oder die Erderwärmung.

Passionierten Wetterfröschen wie Nico Wehner Mut macht Georg Haas vom ARD-Wetterstudio: «Moderierende Meteorologen sind selten, es gibt eher zu wenig als zu viel», meint er. «Wenn man für etwas Feuer und Flamme ist, ist das eine gute Basis.» Die richtigen Wetterfreaks - egal ob Hauptberufliche oder Laien - organisierten sogar auf einer Plattform im Internet Turniere im Vorhersagen des Wetters, erzählt er. «Das ist ein Sammelbecken für Wetterfreaks, wo sich Hobbymeteorologen mit Profis messen.»

 

Quelle: www.dpa.com

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